Im Jahr 1991 hat unsere NABU-Gruppe eine Konzeption für die Erhaltung und Vernetzung von Waldbiotopen veröffentlicht. Für diese Konzeption, der eine Kartierung der Pflanzen- und Vogelwelt in unserem Gemeindewald vorausgegangen war, wurden wir mit den Umweltpreisen der
Stadt Leinfelden-Echterdingen und des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Im Jahr 1993 wurde auf unsere Initiative hin in Leinfelden-Echterdingen der Schonwald Fehderlesmahd ausgewiesen. Auf einer Fläche von 32 ha sollten vor allem höhlenbrütende Vogelarten und die Anreicherung von Totholz gefördert werden.
Dieses Waldstück wurde die Keimzelle für den im Jahr 2010 ausgewiesenen, 360 ha umfassenden regionalen Schonwald entlang des Reichenbachtales. Erklärtes Ziel der
Ausweisung ist vor allem die Förderung von Alt- und Totholzbeständen mit ihrer gefährdeten Fauna und Flora, die Förderung seltener Waldbaumarten wie der Elsbeere sowie die Zulassung natürlicher
Dynamik in den tief eingeschnittenen Keuperklingen.
Für gefährdete Höhlenbrüter und Fledermäuse besonders wichtige und als Brutplätze besonders geschützte Höhlenbäume werden von uns markiert, um ein versehentliches Fällen auszuschließen.
Um strenge artenschutzrechtliche Bestimmungen umzusetzen und auch im Wirtschaftswald gefährdete Altholzbewohner in der Fläche zu erhalten, hat die
Landesforstverwaltung das „Alt- und Totholzkonzept“ entwickelt, das im Zuge der Forsteinrichtung eingerichtet wird und wesentliche Elemente unserer Konzeption mit enthält.
Die hohe ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen ist heute allgemein anerkannt. Streuobstwiesen erfüllen unverzichtbare Funktionen in den Bereichen Naherholung, Naturerlebnis, Artenvielfalt und sonstige Ausgleichsfunktionen (Boden, Wasserhaushalt, Klima). Aber auch als Kernstück unserer historisch bedeutenden und Identität vermittelnden Kulturlandschaft sind sie besonders wichtig.
Streuobstwiesen mit ihren oft artenreichen Blumenwiesen haben europaweit ihren Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg, so dass für diese Biotope und deren Artenvorkommen
gerade bei uns eine besonders hohe Schutzverantwortung besteht.
Nach Untersuchungen des NABU und der Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen sind bei uns zwischenzeitlich rund 80 % der Streuobstwiesen durch Rodung und Überbauung
zerstört.
Betrachtet man die Anzahl der Bäume, so sind die Verluste noch weit größer. Aber auch die erhaltenen Restbestände sind teilweise erheblich beeinträchtigt und entwertet.
Unsere letzten Streuobstwiesen sind vor allem durch fehlende Pflegemaßnahmen an den Baumbeständen gefährdet. Die Folge ist, dass ungeschnittene Bäume vergreisen, Hauptäste absterben oder dass diese bei Stürmen oder starkem Obstbehang am Stamm ausbrechen.
Ohne Pflegemaßnahmen wird sich der dramatische Zustand unserer restlichen Streuobstgebiete weiter verschlechtern. Deshalb wurde in den Jahren 2008/2009 in einem gemeinsamen Projekt von NABU und
Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen eine Erhebung des Pflegezustandes und Handlungsbedarfs in ausgewählten und ökologisch hochwertigen Streuobstwiesen durchgeführt. Ergänzend hierzu wurde von uns eine Kostenschätzung für die Durchführung von Landschaftspflege-Maßnahmen ausgearbeitet.
Nachdem wir unsere Ergebnisse bei einer Begehung mit dem Gemeinderat im Mai 2009 vorgestellt haben, soll nun auf ausgewählten Flächen mit der Durchführung konkreter Maßnahmen begonnen werden.
Viele Eigentümer und Bewirtschafter von Streuobstwiesen haben selber keine Kenntnisse, Möglichkeiten oder Zeit, ihre alten und hochgewachsenen Obstbäume fachgerecht zu schneiden. Dies ist ein Voraussetzung für deren möglichst langfristigen Erhalt.
Gerne vermitteln wir Ihnen einen speziell ausgebildeten und erfahrenen Obstbaumpfleger. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Herrn Schmid: 0176/56934598
Ansonsten lohnt sich auch der Besuch der kostenlosen Streuobstwiesen-Börse, die allen interessierten Privatpersonen die Möglichkeit bietet, Produkte und Dienstleitungen rund um Streuobstwiesen anzubieten und zu suchen.
Streuobstwiesen sind schwäbisches Kulturgut und Hotspots der Artenvielfalt, unersetzliche Ausgleichsräume und Naherholungsgebiete zugleich. Früher umgaben sie als geschlossene Obstbaumgürtel die Dörfer der Filder oder wurden auf den ackerbaulich schlecht nutzbaren Hanglagen angelegt. Durch Rodungen und Überbauung wurden bereits 75 % unwiederbringlich zerstört. Umso mehr setzen wir uns für den Erhalt der letzten Restbestände auf dem letzten Viertel der ursprünglichen Flächen ein. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die explosionsartige Vermehrung der Mistelbestände zu einer zusätzlichen neuen und existentiellen Gefahr v. a. für die alten Apfelbaumbestände entwickelt, die bei starkem Befall absterben. Daher hat unsere NABU-Gruppe die Initiative zu einem gemeinsamen Gespräch mit Stadtverwaltung und den beiden Obst – und Gartenbauvereinen in Stetten und Echterdingen ergriffen und auf den akuten Handlungsbedarf hingewiesen. Um ein deutliches Zeichen zu setzen haben wir zudem 1000 € als Startfinanzierung bereitgestellt und Herrn Jürgen Schmid als speziell qualifizierten Obstbaumpfleger beauftragt, die auf privaten Streuobst-Bäumen mit ihren klebrigen Samen keimenden und als Parasiten wachsenden Misteln zu entfernen, soweit dies die Eigentümer nicht selbst leisten können. In den besonders betroffenen Brühlgärten östlich Echterdingen konnten so bereits rund 50 Bäume fachgerecht gepflegt werden. Dies erfolgte in enger Kooperation mit dem städtischen Amt für Umwelt und Grünflächen, das die befallenen Bäume zuvor auf unsere Anregung kartiert hatte und die Eigentümerinformation und Schnittgutentsorgung übernimmt. Das Projekt soll in den nächsten Jahren auf weitere befallene Bestände ausgedehnt werden.
Weitere Informationen zur artenschutzgerechten Entfernung von Misteln an Streuobstbeständen finden sich in einem Faltblatt der Stadt Großbottwar.
Artenreiche Blumenwiesen mit Schlüsselblumen, Wiesensalbei, Glockenblumen und Margeriten waren früher in Süddeutschland weit verbreitet. Heute sieht man sie kaum noch. Bei uns finden sich allenfalls noch kleinflächige Restbestände, vorwiegend auf flachgründigeren Böden, im Bereich der Keuper-Hanglagen des Glemswaldes oder in der Talaue des Reichenbaches.
Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig: Flächenverbrauch und Wiesenumbruch, verstärkte Düngung mit früherem und häufigerem Schnitt, Rasenmähen, Mulchen, Freizeitnutzungen,
Nutzungsaufgabe und Brachfallen.
Die verbliebenen Restbestände unterliegen in den gemeldeten FFH-Gebieten einem strengen Schutz bzw. dem Verschlechterungsverbot. Sie müssen durch die Fortführung der traditionellen Nutzung erhalten werden.
In vielen Fällen werden diese Flächen auch heute noch von privaten Eigentümern bewirtschaftet. Wir möchten Landwirte und Stücklesbesitzer dabei unterstützen, Blumenwiesen zu erhalten oder wiederherzustellen - und geben dazu gerne Praxistipps.
Magerrasen weisen ebenso wie Feuchtwiesen als Extremstandorte eine besonders große Zahl von spezialisierten und gefährdeten Arten auf, die nur durch Landschaftspflegemaßnahmen erhalten werden können.
Seit 1985 werden von uns am Eichberg in Musberg Landschaftspflegemaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung durchgeführt, um die dort ausgebildeten Magerrasen und Streuobstwiesen mit Vorkommen von Karthäusernelke, Zauneidechse und Wendehals zu erhalten.
Trollblumen und Knabenkraut können nur auf ungedüngten Flächen überleben. Angepachtete Feuchtwiesen mit den letzten Vorkommen im Reichenbachtal werden von uns seit 1986
regelmäßig gemäht und von Hand abgeräumt.
Neben der Erhaltung ist die Vernetzung ökologisch hochwertiger Lebensräume eine wichtige Zukunftsaufgabe. Wir haben hierzu einen detaillierten Maßnahmenkatalog für die gesamte Gemarkung erarbeitet.
Im Rahmen unserer Bachpatenschaft haben wir zusammen mit BUND und Schwäbischem Albverein ein Renaturierungskonzept für den Fleinsbach vorgeschlagen, das im Rahmen der
Ausgleichsmaßnahmen für den Flughafen verwirklicht wurde.
Zusammen mit Schwäbischem Albverein, BUND und Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen haben wir am Lachengraben, am Erlenbrunnen und am Alten
Bahndamm Gehölzpflanzungen vorgenommen.