Mit unserer "Art des Monats" stellen wir Ihnen jeden Monat eine neue heimische Art vor. Egal ob Tier, Pflanze oder Pilz: So entsteht hier ein einzigartiges Lexikon mit alltäglichen oder auch besonderen Arten, die bei uns vor Ort auf den Fildern heimisch sind.
Die "Art des Monats" wurde ursprünglich von den Biotopern Filderstadt entwickelt und vorgestellt. Die Idee lebt im NABU Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen weiter.
Eine Übersicht mit allen bisher vorgestellten Arten von A bis Z finden Sie hier:
Mit ihrem kontrastreichen Federkleid, dem grün-blauen Glanz auf den Flügeln und auf ihrem langen Schwanz hat die Elster immer etwas von einem Paradiesvogel. Zeit den häufig etwas verkannten Rabenvogel in unserer Rubrik „Art des Monats“ vorzustellen.
Erkennungsmerkmale
Elstern sind etwa taubengroß. Auffälligste Merkmale sind die schwarz-weiße Färbung und der sehr lange Schwanz. Vor allem Im Flug ist außerdem der grün-blau irisierende Effekt in der schwarzen
Farbe der Flügel und des Schwanzes sichtbar. Neben dem Äußeren sind Elstern außerdem sehr gut an ihren Rufen erkennbar: Am bekanntesten ist das sogenannte „Schackern“, das sich etwa anhört wie
das Schütteln einer Streichholzschachtel. Oft sieht man Elstern einzeln oder in kleinen Gruppen etwa 2 bis 6 Tieren auf Rasen- oder Ackerflächern laufen oder hüpfen, wo sie nach Nahrung suchen.
Auch sieht man sie oft in Bäumen oder überfliegend in offenen oder halboffenen Landschaften, wie es sie in und um Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen zu Genüge gibt.
Brutverhalten
Elsterpaare bleiben oft lebenslang zusammen. In der Brutzeit von März bis August bauen sie ein großes, überdachtes kugelförmiges Nest aus losen Zweigen, das nur im unteren Bereich etwas
ausgepolstert wird. Dort ziehen sie bis zu sieben Junge groß. Wie bei anderen Singvögeln (zu denen die Elstern als Rabenvögel gehören), bleiben auch bei Elstern die Jungen, nachdem sie das Nest
verlassen haben, mehrere Tage bis Wochen in der Nähe des Nests, wo sie von den Eltern versorgt werden. Und wie bei anderen Singvögeln betteln auch hier die kurzschwänzigen, rundlichen Jungvögel
flatternd nach Essen. Bei den vergleichsweise großen Elstern ist dieses knuffige Verhalten sehr gut zu beobachten – so beispielsweise auch wieder 2024 im Süden von Bernhausen. Über den ganzen
Winter war danach der kleine Trupp heranwachsender Elstern gemeinsam unterwegs und zog, wie für Jugendliche üblich, Krach machend um die Häuser.
Clevere Opportunisten mit schlechtem Ruf
Elstern sind wie viele Rabenvögel Opportunisten und Allesfresser. Das bringt ihnen einen schlechten Ruf ein. Denn es kann durchaus vorkommen, dass ein Gelege oder ein Jungvogel einer anderen Art
auf dem Speiseplan landet. Das ist allerdings schlicht Teil ihres natürlichen Verhaltens und ihrer Rolle im Ökosystem - und hat auf den Fortbestand anderer Singvogelpopulationen auf Ganze gesehen
kaum Auswirkungen.
Übrigens: Elstern sind sehr clever. So gibt es Fälle, wo Elstern Vogelabwehrstacheln ins eigene Nest zur Abschreckung für Fressfeinde eingeflochten haben. Auch ihr Ruf als „diebische Elster“ ist
Studien zufolge ein Mythos. Elstern haben anders als volkstümlich behauptet kein besonderes Faible für glitzernde Gegenstände.
Text: Nils Meyer
Quellen:
Der Steinkauz ist eine Eule der bäuerlichen Kulturlandschaft und lebt seit Jahrhunderten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen. Allerdings wird man ihn nur selten zu sehen bekommen, denn er
ist durch sein Gefieder äußerst gut getarnt und macht nur selten auf sich aufmerksam.
Er brütet in Gebäuden und Stallungen, und in den Obstbäumen der Streuobstwiesen, sofern es dort ein Angebot an geeigneten Höhlen oder Brutröhren gibt.
Den Lebensraum, den ihm die kleinflächige, strukturreiche, bäuerliche Landwirtschaft geschaffen hat, den nimmt ihm jetzt die Industrialisierung der Landwirtschaft wieder weg.
Die großflächige Entfernung von Hecken und Baumreihen, insbesondere auch die Fällung von Kopfweiden und Obstbäumen und der Schwund der Streuobstwiesen hat zum Schwinden des Lebensraumes für den
Steinkauz geführt.
Dabei ist er dem Landwirt eigentlich ein nützlicher Helfer, denn seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Feld-, Scher- und Wühlmäusen, die in der Landwirtschaft erhebliche Schäden anrichten
können.
Das Optimalhabitat liegt in Deutschland unter 100m ü. NN, weist eine hohe Baumdichte (mit Höhlen) auf, besitzt über 60% Grünlandanteil (davon mind. 50% Viehweide) und verfügt über ein
ausreichendes Angebot an Sitzwarten, z. B. Zaunpfähle.
In südlichen Ländern ohne Streuobstwiesen brütet der Steinkauz gerne in alten Gemäuern, Stallungen, alten Bauernhäusern und natürlich Baumhöhlen. Aber die haben wir hier eigentlich nicht mehr.
Wenn heute ein Haus gebaut wird, lässt man für Gebäudebrüter keine Lücken und Nischen mehr offen. Fassaden sind geschlossen und glatt.
Aussehen und Körperbau
Der Steinkauz ist kaum größer als eine Amsel. Er erreicht eine Länge von ca. 21-23cm, eine Flügelspannweite von 50-58cm und ein Gewicht von 160-240g (Männchen, Durchschnitt = 180g) bzw. 170-250g
(Weibchen, Durchschnitt = 200g). Männchen besitzen die gleiche Größe wie Weibchen, sind aber und i.d.R. etwas leichter als diese. Damit der Steinkauz eine unserer kleinsten Eulen.
Die Lebenserwartung liegt bei maximal ca. 16 Jahren in der Natur und 18 Jahren in Gefangenschaft.
Nahrung
Neben den bereits erwähnten Mäusen frisst der Steinkauz auch größere Insekten, wie das Heupferd, Regenwürmer, kleine Reptilien, Käfer und andere Insekten, wie z. B. Nachtfalter. Der überwiegende
Teil seiner Nahrung besteht jedoch aus Mäusen, da sie den größten Nährwert haben. Nachtfalter und Regenwürmer werden eher selten erbeutet und reichern das Nahrungsspektrum verstärkt nur in
Hungerzeiten an, wenn etwa die Mäusepopulation zusammengebrochen ist oder längere Kälte- und Nässeperioden die Jagd auf Mäuse schwierig machen. Daher ist es auch wichtig, dass die Wiesen in einem
Steinkauzrevier regelmäßig kurz gehalten werden. Hoch stehendes Gras machen dem Steinkauz die Jagd nahezu unmöglich.
Der Steinkauz ist standorttreu. Er ist kein Zugvogel, sondern bleibt in einem einmal besetzen und ausreichend Nahrung bietenden Revier.
Mit seinen charakteristischen Balzrufen sucht er eine Partnerin und lebt mit ihr oft in monogamer Dauerehe.
Fortpflanzung
Bereits im Januar kann man in den frühen Morgen -und späten Abend- und Nachtstunden die Balzrufe der Steinkäuze hören. Witterungsabhängig kann die Brutzeit variieren und von März bis August
andauern. Gelege sind durchschnittlich 3–5 Eier groß. Es können aber auch nur 1 oder auch 8 Eier gelegt werden. Ist das Nahrungsangebot schlecht, sind die Gelegegrößen kleiner. Manchmal werden
auch mehrere Eier gelegt, aber wegen Verschlechterungen des Nahrungsangebotes nur 1 oder 2 Eier bebrütet.
Die Sterblichkeit ist mit rund 70% im ersten Lebensjahr unter jungen Steinkäuzen sehr hoch. Da Steinkäuze auf der Suche nach einem Revier oder nach Nahrung oft dicht über den Boden fliegen und
dabei auch Straßen überqueren, werden sie häufig zu Verkehrsopfern. Viele Jungtiere werden außerdem Opfer von Beutegreifern wie Hauskatzen, Mardern oder Greifvögeln. Um nicht Opfer größerer Eulen
zu werden, meidet der Steinkauz die Nähe zum Wald.
Bestandsentwicklung
Der Rückgang der Steinkauzpopulation in Deutschland hat Mitte des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Die Flurbereinigung, die Zusammenlegung kleiner Schläger, das Fällen alter Kopfweiden und Obstbäume
haben ihm seine Nahrungsgrundlage und Brutmöglichkeiten genommen.
Als wärmeliebende Art ist der Steinkauz in Deutschland nur lückenhaft verbreitet. Als Standvogel zeigt er nur wenig Wanderungsbewegungen. Lediglich die Jungvögel verlassen im Herbst das
elterliche Revier. In der Regel suchen sie sich Reviere im Umkreis von etwa 10–30 Kilometern.
Der Steinkauz wird auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten unter der Kategorie „V“, der Vorwarnliste geführt. Das heißt, er ist zwar (noch) nicht direkt im Bestand bedroht – sein Bestand ist
stabil auf relativ niedrigem Niveau.
Jedoch wird durch Rodung, durch mangelnde oder völlig fehlende Pflege und Jahrzehnte langes Ausbleiben von Neupflanzungen in Streuobstwiesen der Steinkauz zunehmend seinen Lebensraum verlieren.
Die meisten Streuobstwiesen sind in katastrophalem Zustand, viele Bäume sind bereits abgestorben, bzw. von Misteln und Virenerkrankungen befallen. Wie wichtig dieser Lebensraum nicht nur für den
Steinknauz sondern auch eine Vielzahl anderer Tiere und Insekten ist, scheint man in der Politik noch immer nicht verstanden zu haben. Mit dem Verschwinden der Streuobstwiesen verschwindet auch
für den Menschen eine Kulturlandschaft, die nicht nur ein wichtiges Naherholungsgebiet , sondern schließlich auch ein Teil unserer Lebensgrundlagen ist.
Text: Harald Schmidt
Quellen: Wikipedia, Literatur.
„Ihr Naturschützer mit euren blöden Spechten! Das sind doch Schädlinge, die machen mit ihren Löchern meine ganzen Bäume kaputt - abschießen sollte man die frechen Biester!“
So beschimpfte uns ein wütender Stücklesbesitzer auf seiner Obstwiese, als wir einen Buntspecht in einem alten Apfelbaum entdeckten und ihn „bei der Arbeit“ beobachteten.
Hmmm – sind die wirklich so schlimm?
Höhlenbau
Überall, wo es ältere Bäume gibt, also in Wäldern, Streuobstwiesen, Gärten und Parkanlagen, zimmern die Buntspechte Höhlen in weicheres, krankes oder abgestorbenes Holz. Diese Baumhöhlen mit einem Eingang von 5-6 cm Durchmesser dienen
→ zur Markierung und Abgrenzung des Reviers
→ zur Anlockung eines Weibchens
→ als Brutplatz zur Aufzucht des Nachwuchses oder
→ als Schlafstätten.
Es kommt vor, dass die Männchen bis zu fünf Höhlen bauen, um sie ihren auserwählten Weibchen vorzuzeigen und um damit zu imponieren. Nicht benötigte Höhlen bleiben aber nicht lange unbenutzt,
denn andere Vogelarten wie Meisen, Kleiber, Fliegenschnäpper, Rotschwänze und Stare freuen sich über die dringend benötigten Wohnquartiere, welche der Buntspecht neu für sie geschaffen hat. Das
gilt auch für baumbewohnende Fledermäuse.
Aussehen und Körperbau
Buntspechte sind etwa Amsel-groß mit kräftigem Schnabel. Sie sind überwiegend schwarz-weiß gefärbt; die Unterschwanzdecken sind jedoch leuchtend rot. Nur das Männchen besitzt einen roten
Nackenfleck.
Mit ihrem kräftigen Meißelschnabel und ihren Kletterzehen sind Buntspechte bestens ausgestattet für das Leben im Baum.
Stimme
als Lock- und Verständigungsruf dient meist ein kurzes und scharfes „kick“. Bei Beunruhigung oder Störung hört man schnelle und undeutliche Tonfolgen.
Trommeln
Charakteristisch sind die schnellen und kurzen Trommelwirbel des Buntspechts. Sie dienen nicht der Nahrungssuche, sondern sollen - während der Balzzeit - Partner anlocken und gleichzeitig das
eigene Brutrevier abgrenzen.
In Bernhausen hieben trommelnde und balzfreudige Buntspechte große Löcher in eine vollisolierte und resonanzfreundliche Hausfassade. Und das ausgerechnet und ohne behördliche Genehmigung am
Gebäude des örtlichen Polizeireviers!
Nahrung
Buntspechte sind zwar Allesfresser - ganz oben auf dem Speisezettel stehen aber Insekten (Käfer!) sowie deren Eier und Larven. Damit sind unsere Spechte aktive und kostenlose
Schädlingsbekämpfer!
Kleinvogel-Gelege werden nicht verschmäht, ebenso wenig wie Zapfen und Früchte von Bäumen und Sträuchern. Im Winter sieht man Buntspechte häufig an Futterplätzen.
Fortpflanzung: Schon nach dem ersten Lebensjahr werden Buntspechte geschlechtsreif. Im April/Mai bilden sich die Brutpaare und ziehen 5-7 Jungvögel groß: nach 10-12 Tagen sind
die Eier ausgebrütet, die geschlüpften Jungen fliegen nach mind. 3 Wochen Nestlingsdauer aus und werden noch ca. 10 Tage lang von den Eltern versorgt.
Sonstiges
Buntspechte sind außerhalb der Brutzeit lebhafte und auffällige Einzelgänger.
Sie wirken dann auf uns rastlos und streitsüchtig, ruffreudig, stur und wenig kontaktfreudig.
Sind das nicht Eigenschaften, welche auch uns Menschen durchaus nicht fremd sind?
Text: Eberhard Mayer
Quellen: Dr. Klaus Ruge in: Spechte - Baumeister im Wald (Stiftung LBBW)